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115PS – Jaguar wir kommen

Heute haben wir endlich das 115 PS Boot. Jetzt können wir auf jeden Funkspruch eingehen. Beim buchen in der Schweiz wurden wir gefragt ob 40PS oder 115PS Boot. Wir dachten uns, mit dem 115 PS Boot fährt man zu schnell an allem vorbei und sieht dann nix. Daher haben wir 2 Tage 40 PS gebucht und an letzten Tag noch 115 PS um etwas weiter weg zu kommen. Im nachhinein war dies eine Fehlüberlegung. Denn auch mit dem 115PS Boot kann man langsam fahren. Wenn aber eine Jaguar Sichtung gefunkt wird, so braucht man so viele PS wie es nur geht, um schnell da zu sein. Mit dem 40 PS Boot verpassten wir schon mindestens 2 Jaguare. Ich empfehle daher auf jeden Fall das stärkere Boot zu wählen.

Einer der vielen Hyazinth-Aras vor unserem Zimmer

Einer der vielen Hyazinth-Aras vor unserem Zimmer

Soviel zum Boot, nun zurück zum heutigen Tag. Cachaça mit Limettensaft hatte eine wirklich gute Wirkung. Ich schlief bis um 4 Uhr durch ohne einmal zu niesen. Um 4 Uhr wurde ich vom Ruf der Chaco Chachalaca geweckt. Wie schon gesagt, man kann sie nicht überhören. Wobei Reiner friedlich weiter schlief. Ich verzog mich ins Bad, da meine Nase nun auch wach war und schon wieder floss. Ich scheine mir einen handfesten Schnupfen zugelegt zu haben. Hoffentlich ist der bald durch. Nun, wenn ich schon wach bin, nutzte ich die Zeit zum Blog schreiben. Reiner schläft friedlich weiter, bis um 4:35 das Telefon klingelt. Es hat sich jemand verwählt! Da sieht man wieder, hier sind alle vor 5 Uhr auf den Beinen. Für uns war es auch nur 10 min vor dem Wecker.

Beim Duschen habe ich eine 1 cm grosse Schabe erst entdeckt, als ich sie schon ertränkt hatte. Die Arme zuckte nur noch mit einem Bein. Wie sich das eigene Verhalten in 2 Tagen doch ändern kann. Zu Beginn hatte ich noch alles kritisch beäugt, was hier keucht und fleucht. Jetzt laufe ich barfuß durchs Zimmer und nehmen die vielen Insekten kaum noch wahr.

Sonnenaufgang

Sonnenaufgang

Nach dem Frühstück war es soweit. Das schnellere Boot wartete auf uns. Leider war es nur ein 100 PS, statt der versprochenen 115 PS. Nelson behauptete, das macht in der Geschwindigkeit keinen Unterschied. Ich habe da so meine Zweifel, aber was sollˋs, ändern können wir es eh nicht. Und die letzten 2 Tage hatten wir ein 50 PS statt der gebuchten 40 PS Boot. In Summe haben wir nach den 3 Tagen also 5 PS mehr als gebucht. Wir fuhren los und ich merkte schnell, heute ist es kühler. Die Sonne war am aufgehen und ich freute mich auf ihre Wärme. Gefühlt waren wir kaum losgefahren, als schon viele Boote vor Anker lagen. Und tatsächlich! 20min nach Abfahrt sahen wir schon wieder einen Jaguar. Und was für ein wunderschönes Exemplar. Ich finde die ja alle riesig, dieser hier fand ich besonders stattlich. Vielleicht waren wir auch nur näher als bei den letzten. Sali konnte uns an einem richtig guten Platz fest machen und der Jaguar gab uns 20min um ihn zu bewundern. Nach den ersten Fotos genoss ich ihn nur noch. Ich glaube so einem schönen Tier könnte ich den ganzen Tag zu gucken. Auch wenn er sich genauso benimmt, wie die Stubentiger zuhause. Er machte seine Katzenwäsche, gähnt ausgiebig und guckte uns genauso zu, wie wir ihm. Irgendwann wurden wir ihm wohl zu langweilig. Er stand auf, stellte sich nochmals schön in Pose und schaute auf uns runter, bevor er gemächlich davon trottete.

Der Jaguar geniesst die Morgensonne

Der Jaguar geniesst die Morgensonne

Langsam zogen die Boote weiter. Wir schauten erst noch, ob er wieder auftauchte und zogen dann auch von dannen. Auf der weitern Suche nach einem Jaguar verschwand die Sonne ganz hinter den Wolken. Und all meine Worte von vor 2 Tagen wurden Lügen gestraft. Es wurde richtig gehend kalt und ich fror. Ich dachte sehnsüchtig an meine warme Kleidung im Zimmer. Irgendwann brachte Reiner mich auf die glorreiche Idee die Schwimmweste anzuziehen. Und tatsächlich, mit der wurde es ein bisschen wärmer.

Die Schwimmweste wärmt ein bisschen

Die Schwimmweste wärmt ein bisschen

Leider mögen die Jaguare die kältere Luft auch nicht, und so versteckten sich die meisten. Fast keines der Boote sah ein Jaguar. Einmal wurde einer entdeckt, aber der war 1h von uns entfernt. Solange würde er wohl kaum auf uns warten. Da Sali und Judy wussten, dass wir uns auch für Vögel interessieren, hielten sie immer an, wenn sie einen noch nicht gesehenen entdeckten. So zum Beispiel als ein Baby Marmorreiher neben uns aus dem Nest hüpfte. Lustigerweise ist bei dem Vogel der Name als Baby passender denn als Erwachsener. Jedenfalls finde ich, dass das Baby Gefieder mehr nach Mamor aussieht.

Ein Marmorreiher Jungtier

Ein Marmorreiher Jungtier

Während wir weiter fuhren wurde es immer kälter und somit die Chance auf einen Jaguar immer geringer. Ich fror auch immer mehr und trauerte nun regelrecht meiner warmen Kleidung hinterher. In meiner Verzweiflung zog ich mein Regenponcho an, das hält wenigstens den Wind ab. Erst wurde ich belächelt, bis wir zurück waren hatten auch Reiner und Judy ihr Poncho angezogen. Einzige Abwechslung waren die Vögel. Zum Abschluss des Morgens haben wir noch einen Glanzvogel gesehen, genauer gesagt ein Rotschwanzjakamar. Ein wunderschönes Tier, das seiner Gattung alle Ehre macht und wunderschön glänzte.

Rotschwanzjakamar

Rotschwanzjakamar

Nach weiteren 2h erfolglos umher kurven, machten wir uns auf dem Heimweg. Doch dann welch eine Überraschung. Als wir am Platz des morgigen Jaguars vorbeikamen, lag er an exakt der selben Stelle. Und kein anderes Boot war da. Natürlich haben wir sofort angehalten. Und praktisch sofort kamen auch andere Boote hinzu. In unserer ersten Position sahen wir den Jaguar zwar schön nah, jedoch hinter Ästen versteckt. Reiner bat daher um einen Positionswechsel, und von da hatten wir freie Sicht durch ein kleines Fenster in den Büschen. Dieses Mal liess uns der Jaguar 15min zugucken bevor er wieder davon trottete. Kaum war er weg zeigten viele ganz hektisch nach links. Ich traute meinen Augen kaum. Da standen 2 weitere Jaguare. Gemäss Judy ein Männchen und ein Weibchen. Das Weibchen war allerdings so schnell weg, dass wir es nicht mehr vor die Linse kriegten. Das Männchen blieb noch kurz, folgte dann aber bald dem Weibchen.

Erneut lässt sich der Jaguar nicht von den Touristen beirren

Erneut lässt sich der Jaguar nicht von den Touristen beirren

Auf dem Rückweg zum Mittagessen erzählte uns Judy, dass die beiden Männchen wahrscheinlich um das Weibchen balzen. Wir beschlossen heute eine halbe Stunde weniger Mittag zu machen und hofften die Jaguare nochmals anzutreffen.

Der Tukan empfängt uns zum Mittagessen

Der Tukan empfängt uns zum Mittagessen

Und unsere Hoffnung wurde belohnt. Wir warteten ca. 5min, als ich die Büsche bewegen sah. Ich war mir sicher dass der Jaguar kommt, aber er tauchte an der erwarteten Stelle nicht auf. Also hab ich wieder ein bisschen Touristen angeguckt und als ich an den Liegeplatz vom Morgen schaute, lag da plötzlich der Jaguar. Scheint also doch ein Jaguar gewesen, der die Büsche bewegte. Nur ging er danach einen anderen Weg. Wir waren das hinterste Boot an Anker, aber hatten trotzdem sehr gute Sicht auf den Jaguar. Wie auch zuvor lag er hinter den Ästen, so dass ich ihn lieber ohne Kamera genoss und nur ab und zu ein Foto machte. Auch dieses Mal blieb er 20min liegen und trottete dann davon. Wir schauten uns alle nach den beiden anderen um und dieses Mal war ich es, die ihn als erstes entdeckte. Doch auch jetzt blieb der 2. Jaguar nur ganz wenige Minuten. Wahrscheinlich will er das Weibchen nicht zulange mit seinem Rivalen alleine lassen.

Das zweite Jaguar Männchen

Das zweite Jaguar Männchen

Wir warteten noch 1.5h in denen jedoch kein Jaguar mehr auftauchte. Dafür wurde es mir zwischen durch richtig heiss. Ich habe mir nämlich für die Fahrt ein Thermounterhemd unter das Outdoorhemd gezogen und darüber eine Trainerjacke inkl. Schwimmweste. So war die Fahrt schön angenehm. Als wir hielten hab ich sofort die Schwimmweste und die Trainerjacke ausgezogen. Mit Thermounterhemd war es genauso lange angenehm, bis die Sonne raus kam. Ui, dann wurde ich gekocht. Jedoch nur ganz kurz, und schon versteckte sich die Sonne wieder und mir war wieder mollig warm.

Das Gähnen des Jaguars war richtig ansteckend

Das Gähnen des Jaguars war richtig ansteckend

Kaum hatten wir uns entschlossen weiter zu fahren, tauchte auf der anderen Flussseite eine Otterfamilie auf. Sie waren alle zusammen auf Fischjagd und es war so süss zu sehen, wie die kleinen versuchten einen Fisch zu jagen. Einer schaffte es irgendwann der Mama den Fisch abzuluchsen und verschwand damit im Schilf. Die ganze Bande kurz darauf hinterher. Später hatte ein kleiner sogar was gefangen und schwamm richtig stolz der Gruppe hinter her. Das ging aber nur solange gut, bis einer der Geschwister den Fisch entdeckte. Mit lautem Geschrei stürzten sich alle auf den Kleinen mit Fisch. Im Gerangel sah ich nicht was mit dem Fisch passierte, aber irgendwann zogen alle wieder ab und der Kleine blieb ohne Fisch zurück.

Eine Riesenotter Familie kämpft um den Fisch

Eine Riesenotter Familie kämpft um den Fisch

Nun wollten wir aber wirklich noch nach einem anderen Jaguar suchen, oder irgendwelche anderen Tiere die sich zeigen. In den nächsten 2h Stunden fuhren wir erfolglos durch die Gegend. Es war auch wirklich nicht das Wetter zum draussen sein. Ich fror zum Glück nicht mehr. Denn, man glaubt es kaum, ich trug mittlerweile alles warme und war wirklich dankbar um den Tipp im Internet (genau den, über welchen ich vor 2 Tagen noch so lachte). Und jetzt sass ich im Boot mit 3 Lagen Kleidung plus Schwimmweste am Körper, dazu Schal, Handschuhe und Mütze unter dem Sonnenhut. So war es mir gerade angenehm warm. Angeblich waren es heute 26°C. Ich empfinde es nur als so kalt weil sich die Temperatur von gestern 48°C auf heute 26°C fast halbierte. Und natürlich auch weil ich erkältet bin. Wobei ich zu meiner Verteidigung sagen muss, auch Reiner zog sich einen Thermopullover über. Heute also mein Tipp: Auch wenn die Chance klein ist, dass du es brauchst. Nimm etwas warmes mit. Thermowäsche braucht wenig Platz und sollte es ein Wolkentag ohne Sonne sein, bist du froh darum.

Reiner geniesst die Zeit

Reiner geniesst die Zeit

Transport

Jaguar gucken mit 100HP Boot

Ausflüge

Jaguar gucken mit 115HP Boot

Unterkunft

Hotel Porto Jofre Pantanal Norte Ltda.
PORTO JOFRE PRESTADORA DE SERVIÇOS LTDA
Rod. Transpantaneira km 145 – Galpão 1
Poconé – Mato Grosso
Tel.   (+55) 65 3623 0236 oder (+55) 65 3637 1263 oder (+55) 65 3637 1593
www.portojofre.com.br

von Herzen

Lieber Werner und lieber Jens, wir wünschen euch beiden aus dem fernen Brasilien alles Liebe zum Geburtstag. Wir haben ganz fest an euch gedacht.

Die Welt erkunden, unterwegs sein, andere Kulturen kennenlernen… Dabei blühe ich auf. Schon als Kind war ich viel mit meinen Eltern unterwegs, damals vor allem in der Schweiz und Italien. Als Tween bereiste ich dann Europa, meist mit dem Interrail. Und jetzt ist es an der Zeit zusammen mit Reiner den ganz grossen Rest der Welt zu erkunden. Auch meine beiden anderen Hobbies sind eng mit dem Reisen verbunden. Sei es auf dem Sattel meiner „Swiss Lady“ (Motorrad) oder unterwegs an Konzerte in der Schweiz, Europa und manchmal auch weiter.

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